Markus Orths

Hintergrund: Friedrich Schlegel

Seite 223f:
"Ich habe mir oft auch unsere dialektischen Denk- und Fühlgebilde vorgestellt: Wie jeder von uns gleichzeitig erlebt, erfühlt, erinnert und erdenkt, was der andere erlebt, erfühlt, erinnert und erdenkt: Hunger und Sattheit, Lust und Unlust, affirmative und diffirmative Gedanken, jedes Gefühl und jeder Gedanke hebelte oder, wie ich jetzt, nachdem ich ihn gelesen habe, sagen könnte, hegelte sich gleichzeitig aus und erreicht damit erst seine volle Blüte. (Bei den präbarbarischen Menschen hatte Ähnliches vielleicht am ehesten jener Georg Wilhelm Friedrich Hegel beschrieben oder war es der Flegel Schlegel, ich weiß nicht mehr genau, der sagte: »Jeder Satz, jedes Buch, so sich nicht selbst widerspricht, ist unvollständig.«) Ich träumte aus einem ganz bestimmten Grund oder Abgrund heraus, ich träumte, um mein Bewusstsein nicht zu verlieren, jenes Gefühl für mich selbst, ich träumte also, um mich abzulenken von der Einsamkeits- und der Enthaltsamkeitskrankheit. Aber jene Gedankenspielträume reichten bei Weitem nicht aus: bloße Tropfen auf den heißen Stein meiner aberwitzigen Unsichtbarkeit. Was mich rettete, rettete vor dem sicheren Absacken und Einsickern in den Ungrund, das war etwas ganz anderes. Ihr ahnt bereits, Freunde, was genau das war, ihr wisst es!"

Hintergrund: Der zitierte Satz stammt von Friedrich Schlegel