Markus Orths

Hintergrund: Der Schamp

Seite 302: 
"Mehr Erfolg hatte der Schamp mit seinen Performance-Aktionen. Zum Beispiel ließ er sich eines Tages per Hubschrauber auf eine Wiese nah einer Schule fliegen. Die Schüler harrten allesamt versammelt dort und wussten, dass sportliche Ertüchtigung auf dem Programm stehen sollte. Der Schamp landete, stieg aus, in kurzer Sporthose und Trikot, ließ ein paarmal seine Arme kreisen, in der Hoffnung, dass man sein Vorbild imitierte, ging auch zweimal in die Hocke mit nach vorn gestreckten Händen, stieg wieder in den Hubschrauber, flog davon und ließ die verdutzten Schüler zurück. Sein Beitrag zum Präsentations- und Eventwahn."
Projektkunst (ein Beispiel)


Seite 319:
"Das Erschütternde meiner Erfahrung: Nichts ist gleich. Es gibt keine Wiederholung. Alles ist neu. Immer und ewig neu. Schon im Neuron selbst: Ich war nicht die einzige Neuromücke. Um mich her wimmelte es von anderen Neuromücken. Jede dieser Neuromücken änderte ohne Unterlass ihre Gestalt. Mal dick und bauchig, mal dünn und heringhaft, mal weiß, mal gelb, mal in einer Farbe, die ich nicht kannte, mal langsam segelnd, meist rasch schwirrend, mal sah die Neuromücke wie eine Mücke aus (eben!), mal aber wie ein Elefant, mal wie ein Ameisenbär, mal wie ein Tapir mit einem Tapirschatten, einem von einer – o Schamp, du hattest es visionär vorhergesehen – Tapirschatten-Näherin genähten Tapirschatten (vgl. www.der-schamp.de/Part1/Medienkunst/Sinnsch/Sinnscheisse1.html), mal auch wie ein fettes Schwein, immer jedoch wie ein Rüsseltier."
Der Aufstand in den Sinnscheiße-Bergwerken


Seite 355:
"Mitte November 2019 traf auch der Schamp in Freiburg ein, Lesung in der Buchhandlung Schwarz. Aus seinem neuen Buch mit dem Titel Cervantes’ Hand. Alle lauschten andächtig. Für den Schamp allerdings eine Spur zu andächtig. Um die Leute aufzumischen, hatte er wie immer seine später berühmt gewordenen Brüllgedichte dabei, Gedichte, die vom Flüstern zum Brüllen anschwollen. Vorwärts marsch, ihr Mutagene! (Vgl. www.youtube.com/watch?v=UKueoq8lZQE.) Man applaudierte höflich, wenn auch ein bisschen verstört. Anschließend kam es in der Freiburger Herdern-Villa zu einem denkwürdigen Treffen."
Vorwärts marsch, ihr Mutagene!


Seite 404:
"Man erinnere sich an des Schamps Buhrufservice: www.der-schamp.de/01Startseiten/Buh-Service.html. Der Schamp hatte ja damals begonnen, Buhrufe in Tüten zu verkaufen und bis zum Jahr 2021 satte 4000 Euro umgesetzt. Er hatte den Käufern versichert, dass in den Tüten auch wirklich und wahrhaftig jene Buhrufe steckten (»Auf den Verpackungen steht genau drauf, was in den Tüten drin ist – geschummelt wird nicht!«), sprich, dass er, der Schamp persönlich, in die Tüte hineingebuht habe, das gebiete sein künstlerisches Ethos, und, was soll ich sagen, er hatte sich auch daran gehalten."
Die Buhruftüten


Seite 361:
"Daneben setzte der Schamp in seiner Freiburger Zeit auch erstmals seine berühmt gewordene Schamperl-Performance um. Dazu hatte der Schamp eine Schamperl-Puppe gebastelt, eine Handpuppe also, die haargenau so aussah wie er selbst, mit schwarzer Hornbrille und dichtem schwarzgrauem Haar, eine Puppe, die ein Miniaturbierglas in der Hand hielt, und mit diesem Schamperl in der Rechten saß der Schamp in einer Kneipe, als wäre es das Normalste von der Welt. Und als dann auch Gusto und Tashi in derselben Kneipe saßen, an anderen Tischen zwar, aber ebenfalls mit einer Puppe ihrer selbst, erst da zuckte jeder neu eingetretene Gast zusammen, wenn die merkwürdigen, ihren menschlichen Trägern gleichenden Puppen ihn aus drei verschiedenen Richtungen in den Blick nahmen. Da der eine oder andere verstörte Gast die Kneipe wieder verließ, musste man einige Tage suchen, ehe man einen Gastronomen fand, der die Kunst höher schätzte als die Bilanzen."

 

Der Schamp und sein Schamperl



Flugblattaktion vom Schamp