Markus Orths

Blick ins Buch

Sie hat die Tür geöffnet und den letzten Schritt getan. Bleibt noch mal stehen, dreht sich um, eine Bö bläst Haare ins Gesicht. Das Gebäude liegt erdrückend dort, obwohl seine Front aus Glas ist. So viel Glas, hat Lynn gedacht, vor sechs Monaten, als sie das Gebäude zum ersten Mal sah, so viel Glas und diese aufgeklebten Vogelsilhouetten: Warum nicht Mauer, Stein, Beton? Oder Gitter? Die Bushaltestelle liegt nicht weit entfernt. Ein Taxi wäre um einiges zu teuer. Und jetzt? Sie kennt das Ziel und kennt es nicht.

Verlagsvorschau:

Lynn Zapatek putzt im Hotel Eden, und sie putzt gründlich. Immer länger bleibt sie in den Zimmern, gebannt von allem, was sie dort findet: Zettel, Bücher, Kulturbeutel, Medikamente. Sie beschnuppert die fremden Kleider, sie zieht sie an. An einem Dienstag hört Lynn Schritte auf dem Flur und den Schlüssel im Schlüsselloch. Ihr bleibt nur ein einziger Zufluchtsort: Lynn kriecht unters Bett und verbringt die Nacht dort. Mit dem Gast über ihr ... Den anderen auf den Leib rücken, ihrem Leben nachspüren: Lynn weiß schnell, dass sie es wieder tun wird, tun muss. Von nun an liegt sie jeden Dienstag unter den Betten der Gäste und lauscht auf das, was über ihr geschieht. Den Menschen nah und zugleich fern: wie unsichtbar. Das Zimmermädchen ist das intensive Porträt einer eigenwilligen jungen Frau. Es ist die intime Geschichte einer Suchenden, die wissen will, wie den Menschen gelingt, was ihr selbst so schwer fällt - das Leben.

Pressestimmen:

»Lynn ist ein zarter Mensch, der die Welt auf eigene Art erlebt. Längst ist die Geschichte verarbeitet worden zu Film und Hörspiel, aber als Buch erschließen sich über das unwidersprochen Lustige an der Sache eben noch ganz andere, psychologische, ja philosophische Aspekte. Sehr gehaltvoll für die wenigen Seiten.« Rudolf von Bitter, Süddeutsche Zeitung

»DAS ZIMMERMÄDCHEN überzeugt als Spiegel allgemeiner Ängste. Geschickt spielt der Roman auf der Klaviatur unseres gestörten Raumempfindens. Das Verhältnis von Nähe und Distanz, von Enge und Weite, von Anwesenheit und Abwesenheit hat sich durch elektronische Medien und zunehmende Mobilität drastisch verändert. Ein gestörtes Verhältnis zum Raum ist längst nicht mehr pathologisch. Es ist schlichter Alltag. DAS ZIMMERMÄDCHEN legt den Finger auf die Wunde der mobilen Dienstleistungsgesellschaft. In knapper Prosa geht Markus Orths ein Thema an, das an eine tiefe Angst der Gegenwart rührt: die eigene Intimsphäre nicht mehr schützen zu können.« Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung

»Die Idee des schmalen Buches ist bedrohlich, ihre konsequente erzählerische Durchführung beachtlich.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Selten hat es in der Literatur, wenn es ihn darin überhaupt je gegeben hat, einen derart veritablen Putzfimmel gegeben wie in diesem Roman. Die Frau stülpt sich eine neue Identität nach der anderen über, ohne allerdings am Ende wirklich eine eigene zu erlangen. Das ist das Traurige an dieser Prosa, die sehr von den Inszenierungen an einem unrealistischen, bizarren, indes durchaus originellen Schauplatz lebt. Der Autor schreibt eine zügige Prosa. Seine Sätze sind kurz, gelegentlich atemlos, ganz der geschilderten Situation angemessen. Er weiß, wie man es schafft, die Spannung auf den Leser zu übertragen. Ja, er macht ihn, dem die geschilderten Schnüffeleien anfangs eher peinlich anmuten, nicht nur zum Zeugen, sondern zum Kompagnon. Eine auch und gerade in den Dialogen - lakonisch und luzide verfasste Prosa. Vergessen wird man die abenteuerliche, urkomische und todtraurige Geschichte nicht. Man wird an DAS ZIMMERMÄDCHEN denken, bei der nächsten Buchung eines Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels.« Hajo Steinert, Die Welt

»Markus Orths erhielt für einen Auszug aus dem Roman beim diesjährigen Bachmannwettbewerb in Klagenfurt den Telekom-Austria-Preis (und fiel überdies dadurch positiv auf, dass er sich dem albernen Videoporträt der eigenen Person verweigerte). In der Tat ist bewundernswert, mit welcher Beiläufigkeit der Autor es schafft, Lynns Zwanghaftigkeit, ihr von Ritual und Repetition geprägtes Leben, ihr fast suchtartiges Verlangen nach der Nähe zu fremdem Leben plausibel, ja notwendig erscheinen zu lassen.« die tageszeitung

»Die temporeiche Erzählung wechselt zwischen intimer Nähe beim Belauschen der Gäste und der beklemmenden Enge, unter der Lynn in ihrem selbst gewählten Versteck leidet. Beklemmend und komisch zugleich. Saarbrücker Zeitung

»Preiswürdig ist auch sein neuer, äußerlich novellenartig kurze, atmosphärisch jedoch außergewöhnlich dichte Roman "Das Zimmermädchen".« Michael Raus, Letzebuerger Journal

»Spannungsvoll, verstörend, unheimlich und ein bisschen "spooky", das ist Orths neuer preisgekrönter Roman "Das Zimmermädchen".« Gerhild Wissmann, Rheinpfalz

»Eine beunruhigende Geschichte, mit knappen, höchts wirkungsvollen Sätzen erzählt.« fiftyfifty

»Markus Orths erzählt aus Lynns Kopf heraus, er läßt uns mit ihren Ohren hören und der enge, staubige Raum zwischen Lattenrost und Teppich wird zu einem Wahrnehmungsparadies. Ein imaginärer, grenzenloser Raum, in dem alles vorstellbar wird. Die Gerüche und Geräusche, die wenigen sichtbaren Details lassen Lynns Phantasie in einen Taumel verfallen. Dabei krallt sie ihre Hände um den Lattenrost und weiß, daß die Finger des Liebespaares über ihr nur wenige Zentimeter entfernt sind - erregender als jede Berührung. Ein genialer erzählerischer Kunstgriff, der nicht nur von Lynns Phantasien erzählt, sondern auch von unseren eigenen. Denn es geht nicht nur um Voyeurismus, sondern auch um das Rätsel, das wir uns selbst sind.« Nicole Henneberg, Frankfurter Rundschau

»Lynn bleibt ein Schatten, der die Ängste des Lesers spiegelt. Orths lässt sie wunderbar in dieser Ungewissheit. Sein Roman ist eine emotional (und stellenweise erotisch) hoch aufgeladene Geschichte zwischen Realität und (Alb-)Traum. Für einen Ausschnitt daraus erhielt er beim diesjährigen Bachmann-Wettbewerb den Telekom Austria Preis, der nun vorliegende vollständige Text bestätigt diese Wahl voll und ganz.« Gerd Klee, Allgemeine Zeitung

»Orths zeichnet das Psychogramm einer gestörten Einsamen, die ihre Labilität nur austarieren kann, indem sie sich am Leben anderer orientiert. ... Der Roman zeichnet sich durch seine distanzierte Haltung aus. Gerade weil er auf Erklärungen und Wertungen verzichtet, entfaltet er eine starke Wirkung.« Hannoversche Allgemeine Zeitung

»Markus Orths erzählte schon in früheren Texten, wie es ist, wenn die Dinge aus dem Gleis laufen. Hier schreibt einer die absurd-melancholische Geschichte einer lautlosen Existenz. Geradezu liebevoll porträtiert er eine verstörte junge Frau. ... In knappen Sätzen beschreibt Orths eine Obsession. Mitzulesen ist eine Skepsis über eine Gesellschaft, in der das Verhältnis zwischen Distanz und Nähe gestört ist.« Karin Grossmann, Sächsische Zeitung

»DAS ZIMMERMÄDCHEN ist beklemmend, angsteinflößend, grotesk - aber trotz der Überspitzung sehr real. Wer kennt sie nicht, die bewährten Verstecke. Am Ende sagt Lynn zu ihrer Mutter: ›Ich kann nicht mehr.‹ Aber die Mutter erkennt die Tragweite des Geständnisses ›Wir bräuchten einen Gefühlsdolmetscher‹, heißt es einmal - Markus Orths spricht einem aus der Seele.« Pascal Cames, Mannheimer Morgen

»In kargen Sätzen aus Lynns Perspektive zeichnet Markus Orths das Psychogramm einer gestörten Persönlichkeit, die ihre Labilität nur austarieren kann, indem sie sich am Handeln anderer orientiert. Es gibt in der Literatur der jüngeren Vergangenheit nur wenige Autoren, die mit einem solchen Einfühlungsvermögen pathologisches Verhalten sezieren.« Thomas Schaefer, Badische Zeitung

»DAS ZIMMERMÄDCHEN ist das eindrucksvolle Psychogramm einer jungen, einsamen, psychisch gestörten Frau, die sich so sehr nach dem Leben der anderen sehnt. Markus Orths trifft sehr genau die Stimmung zwischen Sexualität und Verklemmtheit, zwischen Voyeurismus und Verlangen.« NDR Kulturjournal

»Unstillbare Neugierde und panische Angst alternieren in Orths' temporeicher Erzählung. DAS ZIMMERMÄDCHEN liest sich beklemmend und komisch zugleich. Peter Mohr, Wiener Zeitung

»Das Scheitern des alten Mottos ›Erkenne Dich selbst‹, ›Werde, der du bist‹, die Nichtidentität der Figur Lynn mit sich selbst, ihre fehlende Authentizität und ihre schmerzhaften Bemühungen darum, eine Einheit mit sich selbst zu finden, all das hat Markus Orths sprachlich meisterhaft und beklemmend in Szene gesetzt.« Oliver Seppelfricke, Deutsche Welle

»Markus Orths ist mit diesem Kurzroman eine knappe, dichte Fallstudie geglückt, die mit psychologischer und stilistischer Behutsamkeit ein glaubwürdiges Frauenschicksal sehr gegenwärtig werden lässt - und darunter die Kehrseite der Normalität überhaupt.« Helmut Haberkamm, Nürnberger Zeitung

»Orths gelingt es, viel Sympathie herzustellen für das junge, hilf- und sprachlose Zimmermädchen und dessen existenzielle Lebensgier, die es nur als unsichtbare Zuschauerin befriedigen kann.« Frankfurter Neue Presse

»Wer das diesjährige Bachmann-Lesen verfolgt hat, wird den Textauszug, mit dem sich Markus Orths den Telekom-Austria-Preis gesichert hat, nicht so schnell vergessen: Ein Zimmermädchen, das nach Feierabend unter die Hotelbetten kriecht und so Nacht für Nacht am Leben der Hotelgäste teilnimmt. Dieses Bild - eine seltsame Mischung aus Voyeurismus und Anspannung, aus beklemmender Enge und gleichzeitiger Geborgenheit unter dem Lattenrost - lässt den Leser nicht so schnell los. Markus Orths ist auf wenigen Seiten das ungeheuer komplexe Psychogramm einer jungen Frau gelungen, die mühsam auf dem schmalen Grat zwischen Normalität und Wahn balanciert. Orths beherrscht die Klaviatur der Stimmungen von erotisch bis beklemmend perfekt. Dabei bleibt die Entwicklung der Geschichte bis zum Ende hin stets unvorhersehbar und überraschend. DAS ZIMMERMÄDCHEN ist die konsequente Weiterentwicklung von Orths' Kurzgeschichten, in denen er immer wieder die Grenzen der Realität zum Surrealen auslotet.« Frank Schorneck, Titel-Magazin

»Markus Orths zeichnet das Bild einer einsamen Seele. Oder warnt er, weil wir alle längst beobachtet und ausspioniert werden? Mit guter Beobachtungsgabe und knappen, aber treffenden Worten beschreibt der Autor ein Schicksal, das berührt und bewegt.« Konrad Dittrich, dpa

»DAS ZIMMERMÄDCHEN überzeugt als Spiegel unserer Ängste. Der Roman legt den Finger auf die Wunde der mobilen Dienstleistungsgesellschaft und zeigt uns, daß wir gesehen und gehört werden: von all den Helfern, die uns das Leben erleichtern und deren Blick und Gehör wir vergessen müssen, um den verkauften Komfort zu genießen.« Meike Feßmann, Deutschlandradio Kultur

»Dieses Buch über Einsamkeit, Täuschung, Selbsttäuschung und Enttäuschung ist großartig beobachtet und schön geschrieben: In einer Sprache, die sehr genau dem Leben abgehorcht ist. Spannend, einfühlsam, manchmal witzig oder saftig-erotisch, öfter traurig, atemlos und doch nachdenklich.« Südwestrundfunk

Übersetzungen:

Bulgarien (Lettera)
Brasilien (L & PM Editores)
Frankreich (Liana Levi),
Italien (Voland)
Korea (Sallim Books)
Litauen (Gimtadis Zodis)
Niederlande (Podium)
Spanien (Seix Barral)
Taiwan (Muses)
Tschechien (Kniha Zlin)